Im Juni 2012 kam „Jean-Paul Porneaux und der Appetit des Löwen“ auf den Markt. 72 Seiten stark war die Geschichte diesmal bereits, die vom seit mehr als 20 Jahren etablierten Underground-Verlag Gringo Comics in Esslingen herausgebracht wurde. „Die Story geht schon tiefer als beim ersten Band. Sie ist ausgefeilter und verschnörkelter. Aber auch ein bisschen Ironie und Klamauk dürfen nicht fehlen.“ Bei den Lesern kam diese Mischung prima an. So konnte Christian Zanotelli auch schon Online-Wettbewerbe gewinnen, etwa für den besten Comic des Monats. Seine Comics können auch teilweise auf www.mycomics.de online gelesen werden.
Begeisterte Kritiken
Der „Appetit des Löwen“ ist auch bei Amazon erhältlich und wurde dort von einigen Lesern geradezu euphorisch rezensiert, Höchstwertung inklusive. Ein gewisser Karsten Breitung aus Annaberg-Buchholz schreibt beispielsweise:
„Ein Meisterwerk! Völlig neben Mainstream, Underground pur! Und Details, Details, Details! Das ganze Ding ist einfach nur fettester Rock n Roll! Das sind so die absoluten Highlights in der privaten Comicsammlung. Relativ hobbymäßig und ohne Zeitdruck erstellt – sprich: Wahre Qualität! Empfehlung pur für Freunde nebengleisiger Comic-Unterhaltung.“
Solches Lob der Community freut den Autoren natürlich sehr. Und apropos Details: Bei genauer Betrachtung seiner Comics finden sich hier und da auch Brühler Gebäude in seinen Storys wieder. Ein altes Haus aus der Gartenstraße taucht darin ebenso auf wie ein Gebäude aus Brühl-Vochem.
Christian Zanotelli zeichnet seine Geschichten noch ganz klassisch. „Ich zeichne per Hand, mache so auch die Schattierungen“, berichtet er. Die Coloration erfolgt dann später am Computer, auch für verschiedene Effekte wie etwa Kaffeeflecken nimmt er die Hilfe des PCs in Anspruch. „Ich mache aber so viel wie möglich analog. Ich sitze bei mir Zuhause an meinem alten Ikea-Zeichentisch und bringe die Geschichten voran“, sagt Christian Zanotelli.
Die Erstellung eines Comics ist eine zeitaufwändige Sache. Pro Monat schafft der Comiczeichner zwischen zwei und drei Seiten. „Wenn es gut läuft“, wie er hinzufügt. Schon immer hat er nebenher gezeichnet und den Traum gehabt, später mal einen eigenen Comic herauszubringen. Seine Frau Andrea unterstützt ihn dabei, sie liest die Geschichten, gibt Feedback und ist eine „große Hilfe“. Christian Zanotelli liebt Comics und hat auch eine beträchtliche eigene Sammlung. Er besucht regelmäßig die großen Messen in Deutschland, die in Essen und in Erlangen stattfinden. Dort tauscht er sich mit Gleichgesinnten aus. Später wird im Chat weiter diskutiert, sich gegenseitig unterstützt. „Man ist immer gespannt, was die anderen gerade machen und begutachtet ihre Arbeiten“, sagt der 32-Jährige.
Leben kann Christian Zanotelli von seinen Comics nicht. Für ihn ist es ein wunderbares Hobby, eine künstlerische Nebenbeschäftigung. „Ich habe einen seriösen Job“, schmunzelt er. Im Hauptberuf ist er Graphiker in einem Kölner Verlag. Dort gestaltet er die Buchcover für die verschiedenen Titel des Hauses.
Aktuell arbeitet Christian Zanotelli am zweiten Abenteuer seines Helden Jean-Paul Porneaux und dessen Gegenspieler, dem Citizien Noir. Arbeitstitel ist „Jean-Paul Porneaux und das blutrote Venyl“. Der Band soll ein „bisschen düsterer“ werden als der erste, wird aber übrigens genau wie seine Vorgänger jugendfrei sein. Der zweideutige Name des Helden ist keine Anspielung auf gewagte Inhalte. Das kam für Christian Zanotelli nie in Frage. Bis zur nächsten führenden Messe, dem „Internationalen Comic-Salon“ in Erlangen, die vom 19. bis 22. Juni stattfindet, wird der Band nicht mehr fertig werden. Aber das ist nicht weiter schlimm. Denn die Fangemeinde will schließlich wieder eine Toparbeit abgeliefert bekommen. Und Qualität braucht eben seine Zeit.
Tobias Gonscherowski