Fünf Fragen an: Hans-Georg Konert & Tanja Eichler

BBB: Frau Eichler, was haben Sie an den Rodungen zu beanstanden?
Tanja Eichler: Mich stört, dass wir Anwohner überhaupt nicht über die Rodungen informiert wurden. Außerdem fehlt mir das Verständnis dafür, dass zwischen Bahnhof und Brücke alles gerodet wurde, ein Totalrückschnitt erfolgt ist. Ich vermute, dass dies aus betrieblichen Interessen geschehen ist. Wenn alles gerodet wird, hat man über Jahre nur einen geringen Pflegeaufwand zu betreiben. Und dann frage ich mich: Wo sind die Grenzen im Landschaftsgebiet. Man darf das Naturschutzgebiet nicht außer acht lassen. Im Frühling brüten hier die Vögel, Ferkel und Füchse tauchen auf. Darauf müsste die Bahn meiner Meinung nach Rücksicht nehmen. Und wenn sie dann doch alles abholzt, sollte sie wenigstens dafür Sorge tragen, dass der Bereich auch gepflegt und von sämtlichen Müll befreit wird. Wie man jetzt sieht, liegt im Bereich der Brücke so einiges an Müll, angefangen bei einem Fahrrad und vielen anderen Dingen.

BBB: Wie waren die Reaktionen in Kierberg?
Konert: Die meisten Anlieger teilen unsere Meinung, dass die Rodungen viel zu weit gegangen sind. Einige Anwohner der Franz-von-Kesseler-Straße haben jetzt freien Blick auf die Bahnsteige des Kaiserbahnhofs und freuen sich weder darüber, dass der natürliche Sichtschutz jetzt ebenso weg ist, wie der natürliche Schallschutz. Wir halten die ganze Vorgehensweise für äußerst fragwürdig, wenn man bedenkt, dass in anderen Städten Wälle, Mauern und Zäune für den Schall- und Sichtschutz errichtet werden. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es einige Anwohner im Bereich der Straßen An der Brücke und Kapellenweg gibt, die die Rodung begrüßen, weil dadurch der dunkle Fußweg jetzt an der Bahn entlang heller geworden ist. Wir haben das alles in Gesprächen und Versammlungen der Dorfgemeinschaft erfahren.

BBB: Diese Dorfgemeimschaft engagiert sich nicht nur gegen Rodungen, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Was ist für dieses Jahr noch geplant?
Eichler: Die Dorfgemeinschaft feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Am 25. August findet ein Festakt statt. Zu diesem Anlass wird auch ein Buch mit dem Arbeitstitel „Zur Kierberger Geschichte” veröffentlicht werden, für das wir den bekannten Brühler Historiker Wolfgang Drösser gewinnen konnten, der die Fakten lebendig vermittelt. Kierberg gehört bekanntlich zu den ältesten Teilen von Brühl und war schon von Römern bebaut worden. Außerdem führen den Martinszug durch, wir ehren Jubilare, wir bringen zweimal im Jahr das Blatt „Kierberger Kurierchen” heraus.

BBB: Wie bewerten Sie den Ist-Zustand von Kierberg?
Konert: In den vergangenen Jahren haben wir das „Leitbild für Kierberg: Ein örtliches Entwicklungskonzept” erarbeitet, in dem wir viele Themen behandelt haben. Aktuell möchten wir, dass Kierberg in das Projekt „Bespielbare Stadt” integriert wird. Bislang sind die Aktivitäten in dem Bereich auf die Innenstadt begrenzt, das sollte sich ändern. Wir haben einen ganzen Katalog an aktuell 27 notwendigen Maßnahmen zusammengestellt, die wir für erforderlich halten, damit sich  Kierberg noch besser präsentiert. Dafür ist bereits ein Treffen Jürgen Spenrath vereinbart, der für Bürgerbeteiligung in Brühl zuständig ist. Am dringendsten muss der schlechte Zustand der Bänke im Park am Kaiserbahnhof beseitigt werden. Wir haben sie schon oft selbst gereinigt und auch über Patenschaften nachgedacht. Viele Bänke sind abgesunken und müssten neu aufgestellt werden. Und seniorengerecht sind sie in unseren Augen auch nicht. Viele Objekte müssten besser gepflegt, bekannte Schäden beseitigt werden.