Fünf Fragen an: das Team vom Brühler Weltladen

BBB: Wie hat sich der Weltladen in diesen 25 Jahren entwickelt?
Heike Kragl-Besse: Der Weltladen Brühl wird seit 1993 vom Verein „Unterwegs – Ökumenische Initiative für eine gerechtere Welt e.V.“ betrieben. Wir hatten zunächst zweimal für zweieinhalb Stunden in der Woche geöffnet. Später waren es vier Tage. Jetzt haben wir täglich von 10 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet. Der Weltladen hat sich professionalisiert. Wir haben derzeit 30 aktive, ehrenamtlich tätige HelferInnen. Wir sind auf dem Weihnachtsmarkt vertreten, auf dem Agendamarkt. Mit jedem verkauften Produkt unterstützen wir durch den Fairen Handel die Produzenten in den Entwicklungsländern vor Ort. Unser Ziel ist daher nicht die Gewinn-, sondern die Umsatzmaximierung. In den letzten Jahren haben wir jährlich rund 10.000 Euro Überschuss erwirtschaftet und in den 25 Jahren rund 140.000 Euro vor allem für zwei Projekte gespendet. Zum einen ein Schulprojekt in Tansania und zum anderen ein Straßenkinderprojekt in Brasilien.  

BBB: Was versteht man unter „Fairem Handel”? Welche Ziele verfolgen Sie?
Kragl-Besse: Der Faire Handel geht von der Benachteiligung der Länder des Südens im Welthandel aus. Die soziale Verantwortung der Konsumenten in der westlichen Welt schafft einen Ausgleich, indem durch direkten Handel Preise über dem Weltmarktniveau garantiert werden. Die ProduzentInnen sollen durch Mindestpreise, Vorfinanzierungen und langfristige Lieferverträge ihre Produktions- und Lebenshaltungskosten decken können. Die Produzenten können dann von ihrer Arbeit und dem Verkauf ihrer Produkte leben. Sie sollen umweltverträglich anbauen und sich gewerkschaftlich organisieren können. Wir bieten im Weltladen ausgesuchte, qualitativ hochwertige und wohlschmeckende Lebensmittel und Kunsthandwerk von hoher Qualität. Unsere Kunden leisten mit ihrem Einkauf einen persönlichen, aktiven Beitrag zur partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit. Wenn wir die Prinzipien des fairen Handels in großem Stil verwirklichen und die reichen Länder ihren Beitrag für einen gerechteren Welthandel leisten, ist das der momentan erfolgreichste Weg hin zu einer besseren Gestaltung der Globalisierung.



BBB: Welche Produkte des Weltladens sind besonders gefragt?
Tröger: Ein Schwerpunkt ist nach wie vor der Kaffee. Wir bieten zwischen 15 und 18 Sorten in allen Varianten an. Dazu kommen Süßwaren, Tee, Honig, Wein, Nüsse, Trockenfrüchte, Reis, Aufstriche, Öle, Kokosmilch. Beliebt sind auch unsere Präsentkörbe. Und das Kunsthandwerk mit besonderen Produkten wie Sonnengläser aus Südafrika, Taschen, Waren aus Speckstein, Sorgenpüppchen aus Guatemala. Wir haben zwar vor allem Produkte aus Lateinamerika, Afrika und Asien im Sortiment, aber auch ein paar wenige aus Europa wie Kräutertee aus Österreich. Oder „Mafia-freie” Produkte aus Italien, die von Anbietern stammen, die auf Feldern anbauen, die der Mafia enteignet wurden. Außerdem gibt es auch Aktionen außerhalb des Weltladens wie Probieraktionen, das Faire Frühstück und viele Informationsveranstaltungen. Wir vernetzen uns mit allen, die sich mit den Belangen des Fairen Handels befassen.

BBB: Inwieweit glauben Sie, haben die Weltläden in ganz Deutschland das Bewusstsein verändert?
Peter Nagel: Es hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wir haben eine Art Vorreiterrolle gespielt und freuen uns, dass jetzt auch viele großen Supermarktketten nachgezogen haben und in ihrem Sortiment auch Produkte aus dem Fairen Handel aufgenommen haben. Das Bewusstsein verändert sich langsam, aber es tut sich etwas, auch wenn es insgesamt noch viel mehr sein könnte. Das ist sicher ein Verdienst des Engagements der Weltläden.