Welche sind die Unterschiede zu Ihren früheren beruflichen Stationen?
Isele: Jede Station hat ihre ganz besonderen Anforderungen. In den Themen Strom, Gas, Wasser, Wärme, Stadtbus und Schwimmbad kenne ich mich aus. Diese Erfahrungen werden mir hier sicher zugutekommen. Das Thema Parkierung hatte ich zuvor noch nicht, aber das ist auch nicht sonderlich schwer. Die Geschäftsführung der Gebausie ist ein sehr interessanter Aspekt und komplett neu für mich. Aus energetischen Gesichtspunkten habe ich aber schon Berührungspunkte mit Wohnungswirtschaften gehabt. Die Themen sind mir bekannt.
Wie weit ist Brühl bei der Aufstellung weiterer Ladestationen für Elektroautos?
Martin Lösch: Zehn funktionsfähige Stationen stehen bereits.Es sind noch ein paar Arbeiten wie Parkplatzmarkierungen und Beschilderungen zu erledigen. Da wir auch Fördermittel für die Errichtung der Ladesäulen erhalten, haben wir bestimmte Auflagen z.B. dass die Anlagen 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche zur Verfügung stehen müssen. Die Ladesäulen können über eine RFID-Karte freigeschaltet werden, die bereits bei uns beantragt werden kann. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass wir in einem Stadtwerke-Verbund mit vielen anderen Städten sind und unsere „Ladekarte“ auch dort genutzt werden kann.
In den vergangenen Jahren haben die Stadtwerke nicht nur für positive Schlagzeilen gesorgt. Wie gehen Sie mit den "Altlasten" um?
Eva-Maria Reiwer: Das ist ein sehr komplexes Thema. Alles, was noch aus der Vergangenheit zu prüfen oder zu bearbeiten ist, werden wir tun. Wir sind uns aber auch einig, dass wir mehr nach vorne schauen wollen als zurück und uns damit beschäftigen, wie wir die Stadtwerke nach vorne bringen. Es gibt genügend Themen. Gerade jetzt müssen alle Stadtwerke schauen, wie sie ihre Kunden halten können und wie sie weiter attraktiv bleiben. Wir möchten, dass möglichst alle Brühler Kunden der Stadtwerke sind.
Womit wollen Sie bei den Kunden punkten?
Isele: Wir wollen über die Dienstleistung und den Service punkten. Die Stadtwerke tun sehr viel im Bereich Sponsoring. Die Vereine werden stark unterstützt. Davon haben alle Brühler etwas. Uns liegt auch sehr der Dienstleistungscharakter am Herzen. Insofern ist es gut, wenn die Bürger wissen, dass die Stadtwerke mit dem Geld viel Gutes tun. Entweder durch eine Quersubventionierung oder in Form von Sponsoring-Engagements, die beim Karneval anfangen und über die Kultur bis zum Sport gehen. Da leisten die Stadtwerke sehr viel, was kein fremder Anbieter leisten würde. Ein ganz großes Gewicht in unserem Auftritt ist die Regionalität. Wir sind vor Ort. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, kann der Kunde zu uns kommen.
Ist bei den Preisen noch Spielraum?
Isele: Wir werden keine Dumpingpreise an den Markt bringen, sondern eine gute Leistung abliefern. Wir brauchen den Preis, den wir veröffentlichen, und sind eher gewillt, in der Leistung mehr zu bieten. Uns ist klar, dass wir nicht über den Preis punkten können. Es wird immer günstigere Anbieter geben. Deshalb müssen wir an anderen Faktoren arbeiten. Wir haben Betätigungsfelder, die der Bürger als solche nicht immer wahrnimmt. Das Karlsbad ist ein ganz wichtiges Thema, auch der Stadtbus oder die Parkierungsanlagen. Egal ob sie Gewinn machen, ein wenig defizitär sind oder hoch defizitär sind wie ein Schwimmbadbetrieb. Aber die Bürger nehmen diese Leistungen gerne in Anspruch. Es sind Finanzierungen von Verlustsparten notwendig, die ein fremder Anbieter nicht einbringt.
Denken Sie über neue Vertriebswege nach?
Isele: Ich habe nicht vor, einen Privatkundenvertrieb außerhalb von Brühl aufzubauen, weil das sehr aufwändige Strukturen erfordern würde. Dass wir wettbewerbsfähig sein müssen, ist klar. Ich verfolge schon gewisse Wettbewerbsstrategien auch außerhalb der Stadtgrenzen. Das muss aber nicht das Privatkundengeschäft sein. Das können Energiedienstleistungen sein, die Dienstleistungssparte ist hier noch nicht so stark entwickelt. Dazu zählen Wärmedienstleistungen im Bereich von Wärmeanlagen. Damit fangen wir in Brühl an, sie können aber auch einmal außerhalb von Brühl sein.
Wie kommen Sie mit der rheinischen Mentalität zurecht?
Isele: Als Südbadener fühlt man sich im Rheinland sofort heimisch. Auch den Karneval habe ich schon kennengelernt. Im Südbadischen kennt man die Fasnacht. Die hat sehr viele Elemente des rheinischen Karnevals inklusive der ganzen Lieder.
Wie sehr werden Sie in Brühl präsent sein?
Isele: In den letzten Jahren war ich nicht mehr in Vereinen aktiv. Das kostet Zeit und Engagement. Diese Zeit und dieses Engagement stecke ich in die Arbeit. Mein Beruf bringt mir sehr viel Freude, auch der Umgang mit den Menschen macht mir Spaß. Als Stadtwerkechef werde ich gerne bei Anlässen wie Stadtfesten oder Jubiläen in Erscheinung treten. Ich habe wenig Berührungsängste. Ansonsten gehe ich als Privatmann gerne in der Seenlandschaft spazieren, ich bin gerne im Grünen. Ich fühle mich aber auch in der Innenstadt sehr wohl und genieße das Flair rund um den Markt mit den Cafés und Restaurants. Da ist Leben, das macht Spaß. Und das Schloss ist die Attraktion schlechthin.